Die Prophezeiungen des Propheten Muhammad
Eigentlich kann niemand genau wissen, was die Zukunft bringen wird. Wissenschaftler sind sich selbst jener Naturereignisse, die angeblich so genannten deterministischen Gesetzen folgen, nicht sicher. Sie erklären, dass sie nicht mit letzter Gewissheit sagen können, dass sich die Welt fünf Sekunden später noch in dem gleichen Zustand befinden wird wie jetzt. Soziologen und Historiker sprechen von historischen Gesetzen, die angeblich auf historischen Ereignissen oder dem Fluss der Geschichte basieren sollen. Die Geschichte hat jedoch die meisten von ihnen, und u.a. auch Historiker und Verfechter von unterschiedlichen Konzepten für einen kontinuierlichen historischen Fortschritt wie Karl Marx, Max Weber, Johann Fichte, Georg Hegel oder Johann Herder widerlegt.
Nur Gott, der Allmächtige, kennt die Zukunft. Allerdings kann Er jenen, bei denen Er es für angebracht hält, einige Seiner Kenntnisse enthüllen. Menschen, die von den Neuigkeiten, die sie in Bezug auf die Zukunft überbringen, überzeugt sind, können nur Gesandte Gottes sein. Der Prophet Muhammad hat viele Dinge vorhergesagt, die entweder bereits von der Geschichte bestätigt wurden oder noch auf ihre Bestätigung warten. Auch sie finden sich im Koran und in den Hadithsammlungen.
- Das byzantinische und das persische Reich waren die Supermächte der Zeit des Propheten. Während die Mekkaner die kleine Gemeinschaft der Muslime grausam verfolgten, fügten die Perser den Byzantinern eine vernichtende Niederlage zu und eroberten Aleppo, Antioch und die wichtigsten syrischen Provinzen einschließlich Damaskus. Jerusalem fiel 614-615. Die Christen wurden massakriert, ihre Kirchen brannten. Die Flut der persischen Eroberungen schwappte nach Ägypten über und erreichte sogar Tripolis in Nordafrika. Eine andere persische Armee suchte Kleinasien bis zu den Toren Konstantinopels heim.
Die mekkanischen Heiden freuten sich über alle Maßen darüber und verschärften ihren Widerstand gegen den Propheten, dessen Botschaft eine Erneuerung der von Jesus in Palästina gepredigten Botschaft darstellte. Die folgenden Koranverse, die zu eben jener Zeit offenbart wurden, verhießen jedoch einen sehr nahen Sieg der Byzantiner über die Perser:
Alif Lam Mim. Besiegt sind die Byzantiner in dem nahe gelegenen Land, doch sie werden nach ihrer Niederlage siegen, in wenigen Jahren - Allahs ist die Herrschaft - vorher und nachher -, und an jenem Tage werden sich die Gläubigen freuen über Allahs Hilfe. Er hilft, wem Er will. Und Er ist der Allmächtige, der Barmherzige. (30:1-5)
Niemand hätte zu jener Zeit eine solche Wendung der Ereignisse vorhersehen können. Aber der Prophet Muhammad übermittelte seinen Anhängern diese Offenbarungen Gottes. Abu Bakr wettete sofort mit den mekkanischen Götzenanbetern, dass die Byzantiner in neun Jahren siegen würden. Herakleios, der byzantinische Kaiser, griff die Perser im Jahre 622 (dem Jahr der Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina) zunächst auf dem Meer an; und nach einigen entscheidenden Schlachten und drei aufeinander folgenden Kriegszügen schlug er sie wenige Jahre später in die Flucht. Damit hatten sich die Prophezeiungen der Verse als wahr erwiesen.
- Sechs Jahre, nachdem der Prophet Muhammad nach Medina emigriert war, machte er sich auf den Weg nach Mekka, um die kleine Pilgerfahrt durchzuführen. Die Mekkaner hielten ihn jedoch bei Hudaibiya auf, und es wurde ein Friedensabkommen geschlossen. Einige Muslime waren mit diesem Abkommen nicht glücklich. Aber die Koranverse, die nach Abschluss des Abkommens offenbart wurden, beschrieben es als einen augenscheinlichen Triumph und verkündeten den Gläubigen die folgende entscheidende frohe Kunde:
Wahrlich, Allah hat Seinem Gesandten das Traumgesicht zu Wirklichkeit gemacht. Ihr werdet gewiss - denn Allah wollte (es so) - in Sicherheit in die heilige Moschee mit geschorenem Haupt oder kurz geschnittenem Haar eintreten; ihr werdet keine Furcht haben. Und Er wusste, was ihr nicht wusstet, und Er hat (euch) außer diesem (Sieg) einen nahen Sieg bestimmt. Er ist es, der Seinen Gesandten mit der Führung und der wahren Religion geschickt hat, auf dass Er sie über jede andere Religion siegen lasse. Und Allah genügt als Zeuge. (48:27-28)
Ein Jahr später vollzogen die Muslime die kleine Pilgerfahrt, und ein weiteres Jahr später nahmen sie Mekka ein. Jahrhunderte lang hat sich der Islam gegenüber allen anderen Religionen behauptet, und wenn Gott will, wird er in naher Zukunft wieder eine führende Rolle in der Welt spielen.
- Der Pharao versklavte die Kinder Israels. Daher sandte Gott den Propheten Moses mit dem Auftrag zu ihm, ihn aufzufordern, an den Einen Gott zu glauben und allen Israeliten zu erlauben, zusammen mit Moses Ägypten zu verlassen. Der Pharao lehnte dies ab, und der Kampf zwischen ihnen setzte sich eine ganze Weile fort. Eines Nachts gelang es Moses jedoch, mit seinem Volk in Richtung Grenze zu marschieren. Als der Pharao den Fluchtversuch bemerkte, brach er auf, um sie zu verfolgen. Als Moses das Rote Meer erreichte, berührte er es mit seinem Stock, und vor ihm öffnete sich eine Furt durch das Meer. Der Pharao verfolgte ihn, wurde aber mit seinen Streitkräften von den Fluten verschlungen. Im Rahmen seiner Darstellung dieses Ereignisses macht der Koran eine sehr interessante Prophezeiung:
Nun wollen Wir dich heute dem Leibe nach erretten, auf dass du ein Beweis für diejenigen seist, die nach dir kommen. Und es gibt sicher viele Menschen, die Unseren Zeichen keine Beachtung schenken. (10:92)
Und so wurde der Leichnam des Pharaos später an der Westküste der Sinai-Halbinsel treibend aufgefunden. Die Bewohner jener Region kennen diese Stelle, die inzwischen Dschabal Fir'awn (Berg des Pharaos) genannt wird, auch heute noch. Einige Kilometer von diesem Berg entfernt befindet sich eine heiße Quelle namens Hammam Fir'awn (Bad des Pharaos).
Ein beträchtlicher Teil des Koran ist den Ereignissen des Jüngsten Tages gewidmet. Der Koran beschreibt, wie die Welt zerstört und neu errichtet werden wird, wie die Toten auferweckt, am Ort der Versammlung zusammengerufen und nach dem Urteilsspruch entweder ins Paradies oder in die Hölle eingehen werden. Darüber hinaus liefert uns der Koran eine lebendige Beschreibung des Lebens in Paradies und Hölle.
Einige Beispiele für Prophezeiungen des Propheten, die sich in den Hadithsammlungen finden:
- Umar berichtet in einer Darstellung, die im Sahih al-Muslim festgehalten ist:
"Bevor die Schlacht bei Badr begann, ging der Gesandte Gottes auf dem Schlachtfeld herum und zeigte auf einige Stellen, wobei er sagte: Abu Dschahl wird hier getötet werden, Utba hier, Schayba hier, Walid hier usw.. Bei Allah, nach dem Kampf fanden wir die leblosen Körper all jener Männer an genau den Stellen, auf die der Gesandte Gottes gezeigt hatte."[1]
- Bukhari und Abu Dawud zitieren Habbab ibn Arat, der erzählte:
"Während der Zeit der Schwierigkeiten und Qualen in Mekka ging ich eines Tages zum Gesandten Gottes, der im Schatten der Kaaba saß. Damals befand ich mich noch als Sklave in den Händen der Mekkaner, die mich schlimm folterten. Als ich nicht länger in der Lage war, diese Quälereien zu ertragen, bat ich Gottes Gesandten, bei Gott um Hilfe und Erlösung zu beten. Er wandte sich mir jedoch zu und sagte:
Bei Gott, vorangegangene Gemeinschaften hatten noch grausamere Torturen auszuhalten. Einige von ihnen wurden gezwungen, in Gräben zu liegen und mit Sägen zweigeteilt zu werden; aber sie schworen deshalb nicht ihrem Glauben ab. Ihnen wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen; aber sie wurden gegenüber ihrem Feind niemals schwach. Gott wird diese Religion gewiss vervollkommnen, aber du zeigst unangebrachte Hast. Es wird der Tag kommen, an dem eine Frau ganz allein von San'a nach Hadramaut reisen und nichts außer wilde Tiere fürchten wird. Du jedoch bist ungeduldig."[2]
Habbab schloss mit den Worten: "Bei Gott, was der Gesandte Gottes an jenem Tag prophezeit hat, ist alles genau so eingetroffen. Ich selbst habe es erlebt."
- Bukhari, Muslim und Ahmad ibn Hanbal berichten:
"Während des Baus der Propheten-Moschee in Medina sagte der Gesandte zu Ammar: O Ammar, das ist bedauerlich! O Ammar, eine Gruppe von Rebellen wird dich töten![3] Ammar wurde in der Schlacht von Siffin von Anhängern Mu'awiyas, der sich gegen den Kalifen Ali erhoben hatte, getötet.
Vor seinem Tod rief der Gesandte seine Tochter zu sich ans Sterbebett und teilte ihr mit, sie werde die Erste aus seiner Familie sein, die nach seinem Tod wieder mit ihm vereint sein werde. Sie starb sechs Monate später.[4]
Der Prophet Muhammad sagte die Invasion der Mongolen mit den Worten voraus:
Die Letzte Stunde wird nicht kommen, bevor ihr nicht gegen ein Volk mit roten Gesichtern, kleinen Schlitzaugen und flachen Nasen gekämpft habt. Sie tragen behaarte Lederstiefel.[5]
Hakim, At-Tirmidhi, Ibn Hanbal und Ibn Madscha überliefern, dass der Prophet Muhammad mit dem Satz Nach meinem Tod solltet ihr dem Weg Abu Bakrs und Umars folgen[6] andeutete, dass Abu Bakr und Umar ihm als Kalifen nachfolgen würden. Außerdem kündigte er an, dass Abu Bakrs Herrschaft nur von kurzer Dauer sein werde, während Umar länger an der Macht bleiben und zahlreiche Eroberungen machen werde.
Authentischen Berichten zufolge übermittelte der Prophet seiner Gemeinschaft die frohe Kunde, dass sie Damaskus, Jerusalem, den Irak, Persien, Istanbul (Konstantinopel) und Zypern erobern werde und dass der Islam auch die entlegensten Winkel der Erde im Westen und im Osten erreichen werde.[7]
Der Prophet Muhammad erklärte: Diese Angelegenheit begann mit der Prophetenschaft und als eine Barmherzigkeit; dann wird sie Barmherzigkeit und Kalifat sein; danach wird sie sich in eine grausame Monarchie und schließlich in eine Ungerechtigkeit und Tyrannei verwandeln. Weiter prophezeite er: Gewiss, das Kalifat nach mir wird dreißig Jahre währen, danach wird es eine Monarchie geben.[8] Alles, was der Prophet hier ankündigte, erwies sich als wahr.
Einem authentischen Hadith zufolge sagte der Prophet: Uthman wird getötet werden, während er den Koran liest. Allah wird ihn in ein Hemd kleiden, aber sie werden es ihm abnehmen wollen.[9]Gemeint ist hier, Uthman werde Kalif werden, man werde jedoch seine Absetzung betreiben und er werde den Märtyrertod sterben, während er im Koran liest. Es geschah genau das, was der Prophet vorhergesagt hatte.
In einem anderen authentischen Hadith sagt der erhabene Prophet Gottes zu dem schwer erkrankten Sa'd ibn Abi Waqqas: Es besteht Hoffnung, dass du verschont wirst, sodass einige Leute durch dich Vorteile erlangen und andere durch dich Nachteile erleiden werden.[10]Mit diesen Worten spielte er darauf an, dass Sa'd ein bedeutender Befehlshaber werden und viele Eroberungen machen würde. Einerseits würden viele Völker durch ihn Vorteile erlangen, weil sie den Islam annähmen, und andererseits würden viele andere Völker infolge des Zusammenbruchs ihrer Staaten Nachteile durch ihn erleiden. Während des Kalifats Umars übernahm Sa'd, wie vom Propheten vorausgesagt, den Oberbefehl über die muslimischen Armeen. Er zerstörte das persische Sassanidenreich im Iran und Irak und führte viele Völker zum Islam.
Als der Prophet einmal im Hause von Umm Haram, der Tante von Anas ibn Malik (der dem Gesandten zehn Jahre lang in Medina diente) aus dem Schlaf erwachte, sagte er lächelnd: Ich habe geträumt, dass meine Gemeinschaft wie Könige auf Thronen sitzend auf dem Meer kämpfte. Umm Haram bat ihn: "Bete, dass auch ich zu ihnen gehören werde!" Er entgegnete ihr entschieden: Das wirst du![11] 40 Jahre später bewahrheitete sich diese Prophezeiung. Umm Haram, die ihren Ehemann begleitete, starb bei der Eroberung Zyperns und wurde dort beigesetzt. Ihr Grab wird auch heute noch besucht.
Einem authentischen Hadith zufolge erklärte der Prophet: Aus dem Stamm der Thaqif werden ein Lügner, der die Prophetenschaft beansprucht, und ein blutdürstiger Tyrann hervorgehen.[12] Hier spielt er auf den verabscheuungswürdigen Mukhtar, der die Prophetenschaft für sich beanspruchte, und auf Hadschadsch an, einen Kriminellen, der Zehntausende tötete.
In einem weiteren authentischen Hadith heißt es: Konstantinopel wird erobert werden. Gesegnet sei der Befehlshaber, der es einnehmen wird, und gesegnet seien seine Truppen.[13] Damit prophezeite Muhammad die Eroberung Istanbuls durch die Muslime und wies sowohl auf den hohen spirituellen Rang Sultan Mehmeds, des Eroberers, als auch auf die Tugendhaftigkeit seiner Armee hin. Was er vorausgesagt hatte, traf Jahrhunderte später ein.
Der Gesandte Gottes machte insgesamt ca. 300 Prophezeiungen. Die meisten von ihnen haben sich bereits als wahr erwiesen, die anderen warten noch auf ihre Bestätigung. Interessant ist, dass einige seiner Voraussagen Fortschritte in Wissenschaft und Technik betreffen. Uns liegen zum Beispiel zwei Hadithe aus den zuverlässigen Sammlungen Sahih al-Muslim[14] bzw. Sunan at-Tirmidhi57[15] vor, in denen der Prophet voraussagt, es werde der Tag kommen, an dem ein einziger Granatapfel ausreichen wird, um mit seiner Schale 20 Menschen Schatten zu spenden. Er prophezeite außerdem, dass der Weizen, der auf einer so kleinen Fläche wie dem Balkon eines Hauses gezüchtet wird, einmal ausreichen werde, um den Jahresbedarf einer ganzen Familie zu decken. Mit diesen Prophezeiungen wies er auf die großen Fortschritte der Menschheit in der Gentechnik hin.
In seinen Prophezeiungen verwandte der Prophet Muhammad nie Ausdrücke wie "Ich glaube...", "Ich vermute...", "Es könnte sein..." oder "Vielleicht geschieht es...", die ja Zweifel ausdrücken. Stattdessen sprach er, als sähe er Vergangenheit und Zukunft auf einem Fernsehbildschirm. Dies bedeutet, dass er entweder einen sehr scharfen und weiten Blick besaß, der Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen durchdrang - was für einen Sterblichen unmöglich ist -, oder dass er ein Prophet war, der vom Allwissenden, von dem Einen, für den der gesamte und Raum und die gesamte Zeit nichts weiter als ein einziger Punkt sind, instruiert wurde.
[1] Muslim, Dschanna, 76,77
[2] Bukhari, Manaqib, 22; Abu Dawud, Dschihad, 97
[3] Bukhari, Salat, 63; Muslim, Fitan, 70,72,73; Ibn Hanbal, 12.161,164
[4] Ibn Madscha, Dschana'iz, 65; Muslim, Fada'il as-Sahaba, 15; Ibn Hanbal, Musnad, 3.197
[5] Bukhari, Dschihad, 95, 96; Abu Dawud, Malahim, 10; Ibn Madscha, Fitan, 36
[6] Hakim, Mustadrak, 3.75
[7] Hakim, 4.445; Ibn Hanbal, 4.303; auch bei Muslim und At-Tirmidhi
[8] Abu Dawud, Sunna, 8; At-Tirmidhi, Fitan, 48; Ibn Hanbal, 4.273
[9] Hakim, 3.100; Ibn Hanbal, 6.114; Ibn Madscha, 5.188; auch bei At-Tirmidhi
[10] Abu Nu'aym, Hilyat al-Awliya', 1,94; auch bei Bukhari und Muslim
[11] As-Suyuti, Dschami' as-Saghrir, 6.24; Bukhari, Muslim und At-Tirmidhi
[12] Hakim, 3.453; auch bei Muslim, Ibn Hanbal und At-Tirmidhi
[13] Hakim, 4.422; Bukhari, Tarikh as-Saghrir, 139; Ibn Hanbal, 4.335
[14] Fitan, 110
[15] Fitan, 59
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