Warum ist die Hizmet-Bewegung so erfolgreich?
Fast alle ideellen Strömungen und Bewegungen, die weltweit Zustimmung finden, stammen aus dem Westen. Aus der Türkei stammt kein einziges von ihnen. Zum ersten Mal bekommt eine Bewegung, die ihren Ursprung in der Türkei, im Herzen Anatoliens hat, sowohl im Westen, als auch weltweit positive Resonanz, findet Anhänger und wird mit Sympathie aufgenommen.
Diese Bewegung legt den Schwerpunkt auf ein neues Menschenbild. Ihr Ausgangspunkt lautet: Die Welt wird sich nur dann zum Besseren verändern, wenn es auch der Mensch tut. Es reicht nicht, von guten Ideen zu sprechen. Sie müssen auch in die Praxis umgesetzt werden.
Dieser neuen Bewegung begegnen viele mit einer gewissen Zurückhaltung, weil sie aus dem Osten stammt und eine andere, eigene Sprache pflegt, die im ersten Moment schwer zu verstehen ist. Mit ihrem orientalischen Kontext wird sie als etwas Fremdes und Eigenartiges empfunden.
So anziehend sie durch ihre Art und Weise auch sein mag, verschreckt sie gleichzeitig auch. Doch ein Blick in die Geschichte zeigt: Alle neuen Bewegungen wurden ähnlich aufgenommen; mit Zustimmung und Begeisterung auf der einen, aber auch mit Skepsis und Ablehnung auf der anderen Seite.
Fethullah Gülen ist das Gesicht dieser Bewegung. Er ist ein muslimischer Denker, der neben den islamischen Quellen und Hauptwerken und orientalischen Klassikern auch die Werke von Shakespeare, Balzac, Voltaire, Rousseau, Kant, Zola, Camus, Sartre, Bertrand Russel, Puskin, Tolstoy und vielen anderen gelesen und studiert hat. Gülen ist ein begeisterter Literaturfan, seine Kenntnisse reichen von der „Logik von Bacon bis zur theoretischen Logik von Russel, der Dialektik von Pascal bis Hegel, der Göttlichen Komödie von Dante, über den Mephisto von Goethe, bis hin zur Objekt-Subjekt-Beziehung von Picasso“. Prof. Doğu Ergil, der ein Buch über Gülen geschrieben hat, umschreibt den Horizont, den Gülen durch sein umfassendes Selbststudium erreicht hat:
„Das Menschenleben besteht nicht aus zwei gegensätzlichen Welten. Die materielle Welt bildet mit der geistigen eine Einheit. Deswegen muss man Zugang zu den Wissensquellen beider Dimensionen menschlichen Seins haben und davon profitieren. Das ist die Voraussetzung, um ein reifer und guter Mensch werden zu können. Wenn ein Religionsgelehrter sein Wissen ausschließlich aus religiösen Quellen bezieht und sich den Errungenschaften weltumfassender Lehren und Ideen verschließt, kann er den heutigen Menschen mit seinen komplizierten Alltagsproblemen weder erreichen noch inspirieren.“
Gülen sagt der Menschheit eine sehr schwierige Zukunft voraus. Um die Schwierigkeiten der Zukunft zu überwinden, benötigten wir überzeugte Freiwillige, die sich in den „Dienst an den Menschen“ stellen. Er nennt sie „Muhabbet Gönüllüleri – Die Freiwilligen der Liebe“. Ihre Aufgabe soll es sein, „Inseln des Friedens“ zu errichten, auf dem sich alle Menschen in Sicherheit befinden. Er sieht dabei gerade für die Religionsgelehrten eine historische Pflicht. Gülen nutzt jede sich ihm bietende Gelegenheit, um sich an sie zu wenden und sie aufzufordern, gemeinsam Projekte zu entwickeln und öffentlich Position für den Weltfrieden zu beziehen.
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