Warum hat die weit verbreitete Bereitschaft, sich in altruistischen Aktivitäten zu engagieren, ausgerechnet die Gestalt einer Bewegung wie Hizmet angenommen?
Freiwillige Formen des Handelns entstehen als alternative Antworten auf Mängel, Unzulänglichkeiten oder Krisen im Regierungs- oder Wohlfahrtssystem einer Gesellschaft. Sowohl bei von Menschen verursachten Krisen als auch bei Naturkatastrophen können bestimmte Sozialleistungen und Dienstleistungen nicht mehr erbracht werden. Die Menschen sind darauf angewiesen, eigene Lösungen zu finden. Wenn das System und die staatlichen Institutionen nicht mehr in der Lage sind, strukturelle Mängel zu beheben, bemühen sich die Menschen auf eigene Faust darum, adäquate öffentliche Güter und Dienste bereitzustellen. Umstände oder Möglichkeiten dieser Art vermitteln ihnen das Gefühl, dass man als Individuum moralisch dazu verpflichtet ist, für das Allgemeinwohl und die gemeinsamen Ziele aktiv zu werden. Schwerpunkt entsprechender Aktivitäten sind dann vor allem Themen und Bereiche mit Bezug zu Gesundheit, Fürsorge, Religion und Bildung.
Die hier beschriebenen Umstände lagen in der Türkei des 20. Jahrhunderts vor, und es zeigte sich, dass die Hizmet-Bewegung, die ja bereits existierte und dazu fähig war, Verantwortung zu übernehmen, zahlreiche Bedürfnisse der Gesellschaft stillen konnte.
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