Dichtkunst
Die Dichtkunst ist der poetische Ausdruck der verborgenen Schönheit und Symmetrie des Universums. Sie ist der herzergreifende lächelnde Blick empfindsamer inspirierter Menschen auf das Sein. Zu diesen Menschen zählen jene, deren Herzen zu Tintenfässern geworden sind und deren Tinte der Atem des Heiligen Geistes ist.
***Der Klang, der zu vernehmen ist, wenn sich Menschen ins Jenseits vertiefen, und das Wehklagen, das diese Menschen verbreiten, fließen in die Dichtkunst mit ein. Gelegentlich sind die Melodien und Töne der Dichtkunst stürmisch, zuweilen aber auch feinfühlig; denn sie beruhen auf der spirituellen Verfassung und der inneren Tiefe des Dichters. Aus diesem Grund können die einzelnen Worte und Laute eines Dichters nur dann in ihrer ganzen Bedeutung erfasst werden, wenn der Zuhörer genau weiß, in welchem spirituellen Zustand sich der Dichter zur Zeit der Verfassung des jeweiligen Gedichts befunden hat.
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Jede Dichtung wird aus dem Glauben, aus der Kultur und aus dem Gedankengut heraus geboren, welche die Sichtweise und das Feingefühl des Dichters beeinflussen. Unsere Inspiration vertieft dieses Feingefühl und sorgt dafür, dass es das Bewusstsein transzendiert. In einem Herzen, dass von Inspirationen nur so überfließt, verwandeln sich Atome in Sonnen und Tropfen in Ozeane.
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Unabhängig davon, wie groß der Anteil der Intelligenz und des Denkens an der Dichtkunst ist, gibt das Herz seine eigene entscheidende Richtung vor. Mit den Worten Fudulis gesprochen: „Mein Wort ist der Bannerträger, der der Armee der Dichter den Weg weist. Wenn sich Gedanken, die im Herzen geboren wurden, auf den Flügeln der Vorstellungskraft emporschwingen, beginnen sie, die Tore der Unermesslichkeit aufzubrechen.
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Gedichte, ebenso wie Bittgebete, bringen die Höhen und Tiefen, aber auch die Begeisterung und die Trauer der inneren Welt des Individuums zum Ausdruck. Je mehr sich ein Dichter auf erhabene Wahrheiten konzentriert, desto stärker ähneln seine Gedichte den Atemzügen des Jenseits. Jedes Bittgebet ist ein Gedicht, und jedes Gedicht ist ein Bittgebet - vorausgesetzt, dieses Gedicht fliegt der Ewigkeit entgegen.
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Ein Gedicht, das die Ewigkeit beherzigt und auf den Flügeln des Herzens und mit der Kraft des Geistes in den Himmeln umherfliegt, schenkt feststehenden Realitäten keine große Beachtung. Die materielle, konkrete Welt nutzt es lediglich als Vehikel. Stattdessen zielt es darauf ab, das Abstrakte zu finden und einzufangen.
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Die Dichtkunst ist weit mehr als eine Aneinanderreihung sich reimender Verse; denn auch viele Wortverbindungen, die keinem metrischen Maß entsprechen, fesseln den Geist und wecken mit ihrer Bedeutung und Ausdruckskraft Staunen und Begeisterung im Herzen. Sie alle sind, jedes für sich, Monumente der Dichtkunst.
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Was für jeden anderen Zweig der Kunst gilt, trifft auch auf die Dichtkunst zu: Ohne Verbindung zur Ewigkeit ist sie unproduktiv und langweilig. Der von unvergänglicher Schönheit besessene menschliche Geist wie auch das sich nach dem Ewigen und der Ewigkeit sehnende Bewusstsein fordern die Künstler auf, sich in das Jenseits zu vertiefen. Ein Künstler, der sich dieser Aufforderung verweigert, verbringt sein Leben damit, das äußere Antlitz der Dinge zu imitieren. Aber er ist nicht in der Lage, hinter diesen Vorhang aus Stoff zu schauen.
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Ein Gedicht, das Form und Bedeutung in ein ähnliches Verhältnis rückt wie Geist und Körper, ohne das eine dem anderen zu opfern, wird zu einer Harmonie finden, die alle Menschen lieben und für natürlich halten werden. Selbst der Vorstellungskraft wird es nicht gelingen, ein neues Motiv für ein solches Gedicht zu finden.
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